Windräder in der Landschaft

Ratgeber: Strom Grundlast ermitteln

Wie groß sollte ein kleiner Batteriespeicher oder ein Balkonkraftwerk sein? Dafür benötigen wir die Grundlast! Dafür gilt es zu klären: Was ist die Grundlast? Die Grundlast ist der Stromverbrauch, der anfällt, wenn kein Gerät aktiv genutzt wird. Also der passive Verbrauch von Geräten, die permanent am Netz hängen. Zu diesen Geräten zählen: Adapternetzteile, Kühlschränke, Router, Standby-Zustände von Spielekonsolen, Monitoren, Fernsehern und so weiter. Durch diese Geräte kommen je nach Wohneinheit bis zu Hunderte Euro im Jahr zusammen.

Methode 1: Zählerstand über Nacht berechnen

Die einfachste und zugleich ungenauste Methode die Grundlast zu ermitteln ist es, vor und nach dem Schlafen gehen den Zählerstand abzulesen. Geht man also um 23 Uhr ins Bett und hat alle Geräte bereits ausgeschaltet, notiert man sich den Zählerstand. Wenn man morgens um 6 Uhr aufsteht schreibt man sich diesen ebenfalls auf. Wenn der Zähler Gleitkommazahlen anzeigen kann, erhalten wir ein relativ guten Wert, um die Grundlast zu ermitteln. Wenn du ganze Zahlen (also ohne Komma) angezeigt bekommst, wird es schwieriger. Vermutlich hat sich dein Zähler gar nicht oder nur um Eins über Nacht addiert.

Beispiel:

  • Zählerstand 23 Uhr: 1337,0 kWh
  • Zählerstand 6 Uhr, Folgetag: 1338,2 kWh
  • Differenz: 1,2 kWh
  • Geteilt durch Anzahl der Stunden (7 Stunden): 0,17 kWh also 170 Watt.

In dem Beispiel beträgt die Grundlast also 170 Watt. Was natürlich ziemlich nicht wenig ist.

Foto eines Stromzählers von Arthur Lambillotte auf Unsplash

Methode 2: Zählerstand über Abwesenheit berechnen

Diese Methode ist eigentlich identisch zur ersten Methode. Nur dass wir hier einen größeren Zeitabstand nutzen. Bevor die Wohnung als letzter verlassen oder diese als erster wieder betreten schreiben wir die Zählerstände und Uhrzeiten wieder auf und rechnen am Ende.

Tipp: Solltest du über mehrere Tage fort sein, hilft Wolfram Alpha beim Berechnen. Gib dort Beispielsweise diese Daten ein: „Hours between 1. Dezember 2023 07:30, 02. Dezember 2023 05:00“. In dem Beispiel spuckt der Onlinerechner 21,5 Stunden als Ergebnis aus.

Methode 3: Tibber Pulse

Smarter Stromzähler von Tibber | © Pressebild Tibber

Wenn man einen smarten Zähler wie den Tibber Pulse an seinem Zähler hat (dafür muss man nicht mal deren Stromtarif nutzen; das Gerät Tibber Pulse genügt), genügt das einfache Ablesen in der App. Der Tibber Pulse überwacht den Strombedarf kontinuierlich.

Hat man weder eine PV-Anlage oder einen Batteriespeicher, genügt es dort den Wert „Min. heute“ abzulesen. Das ist der niedrigste Stromverbrauch, den es am Tag gab.

Hat man zum Beispiel ein Balkonkraftwerk – so wie in meinem Beispiel – kann man im Diagramm einfach schauen, was das Diagramm nachts gegen 4 Uhr anzeigt. Dort sind es bei mir 40W mit Sprüngen zu 60W (vermutlich wenn der Kühlschrank gerade arbeitet).

Methode 4: Energiemeter oder smarte Steckdosen

Die Methode 4 ist am aufwändigsten. Man benötigt jeglich einen Energiemeter (also einen Stromzähler als Zwischenstecker – 10 bis 20 Euro beim Elektrofachhandel oder im Online-Warenhaus) oder eine smarte Steckdose, die auch den Verbrauch messen kann (zum Beispiel Eve Energy oder FRITZ!DECT 200/210).

Smarte Steckdose mit Messfunktion Eve Energy | © Pressefoto Eve Home / ABB

Tipp: Das sind Geräte, die man nicht permanent benötigt. Hier kann es also kostensparend sein, sich ein Gerät auszuleihen oder gebraucht bei Kleinanzeigen zu holen.

Vorgehen: Man geht jede Steckdose einzeln durch und zählt die Werte zusammen. Die Geräte müssen dabei natürlich so verwendet werden, wie es nachts der Fall wäre. Das heißt, das Gerät ist im Standby oder ein Router oder Kühlschrank ganz normal im Betrieb.

Der Nachteil liegt klar auf der Hand: Es ist wirklich viel Aufwand. Dafür gibt es gegenüber allen anderen Methoden auch einen großen Vorteil: Energiehungrige Geräte werden sofort gefunden!

Weitere Methoden

Es gibt auch weitere Methoden und Möglichkeiten, die ich nur kurz anreißen möchte ohne weiter ins Detail zu gehen:

  1. Kenne deinen Stromzähler: Man kann hier zum Beispiel die Sekunden zählen bis die Drehscheibe bei alten Zählern durch ist oder bis es nochmal blinkt bei digitalen Zählern.
  2. Shelly und co.: Wenn du von Elektroinstallationen viel Ahnung hast, kannst du in deiner Unterveteilung auch ein Gerät einbauen (lassen), welches den aktuellen Energiebedarf anzeigt.
  3. Spezifikationen aller Geräte durchlesen und schauen, wie viel Watt diese in der Regel oder im Standby verbrauchen. Dies ist natürlich sehr ungenau. Kann aber beispielsweise bei smarten Glühbirnen helfen, die sich sonst schlecht messen lassen und permanent im Standy-Modus sind.

Solltest du noch weitere Methoden kennen, würde ich mich hier sehr über einen Kommentar freuen!

Was kostet mich die Grundlast?

Da die Grundlast ja genau der Verbrauch ist, den wir ununterbrochen generieren, können wir uns ausrechnen, was uns diese Geräte im Jahr kosten.

Angenommen wir haben 170 Watt als Grundlast und einen Stromtarif, wo wir 35 Cent pro Kilowattstunde bezahlen. Was kostet uns das eigentlich im Jahr?

24 * 365 * 170 / 1000 * 0,35
(24 Stunden * 356 Tage * Grundlast von Watt in Kilowattstunden umrechnen * Strompreis)

Hier erhalten wir einen stolzen Betrag von über 500 Euro im Jahr. Und das ist schon viel Geld für Geräte, die permanent Strom verbrauchen.

Fazit

Die Grundlast zu ermitteln ist wichtig. Sie ist die Basis für Balkonkraftwerke und Batteriespeicher. Und man erhält ein besseres Gefühl dafür, was die Geräte bei sich zu Hause verbrauchen.

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